Schule

Erfahrungsbericht: Als angehende Lehrerin in Trujillo und Huanchaco

Ein Gastartikel von Lena Ehnert Profilbild Lena

 

Lena ist zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Artikels 24 Jahre alt und hat in Koblenz Grundschullehramt mit den Fächern Mathe und Musik studiert. Während unserer Peru-Reise 2022 haben wir Lena in Huanchaco persönlich kennengelernt. Auf Instagram findet ihr Lena unter @lena_ehn.

 

Wie kam es zu meiner Reise?

 

Im Dezember 2021 befand ich mich gerade in meinem voraussichtlich vorletzten Semester, als ich eine E-Mail von der Uni mit Informationen über das SCHULWÄRTS!-Projekt vom Goethe Institut erhielt. Da ich mein Referendariat entweder in Mainz oder in Koblenz machen wollte und ich darauf ungefähr ein Jahr warten musste, da dies im August 2023 beginnen würde, beschloss ich, mich für das Stipendium dieses Projektes zu bewerben. 

 

Neben dem Erstellen mehrerer Projekte musste man unter anderem auch eine priorisierte Länderauswahl von mindestens drei Ländern angeben, was mir recht schwerfiel, da man mit diesem Stipendium fast überall auf der Welt Deutsch unterrichten kann. Im Endeffekt entschied ich mich für drei Länder verschiedenster Kontinente: 1. Peru 2. Sri Lanka 3. Senegal. Als ich dann per Telefon endlich die Zusage für meine Erstwahl Peru bekam, war es schon gar nicht mehr so lange hin bis zum Losreisedatum.

 

Kurze Reise und Niederlassen in Huanchaco

 

Am 04. Oktober kam ich in Lima, Peru an und hatte dann noch knapp zwei Wochen Zeit zum Reisen bis mein Praktikum begann. Ich schaute mir mithilfe der Free-Walking-Touren in Lima die Großstadt an (Zum Artikel: 48 Stunden in Lima), reiste nach Oxapampa, von wo aus ich Pozuzo und Villa Rica (Zum Artikel: Kaffee in Villa Rica) besichtigte, schaute mir Huancayo an und fuhr dann schonmal Richtung Trujillo. 

 

Da ich noch ein paar Tage Zeit hatte, machte ich für ein paar Tage noch einen Abstecher nach Máncora, bevor ich mich endgültig für die nächste Zeit in Huanchaco im Atma Yoga Hostel niederließ. Das kleine Fischerdorf Huanchaco wurde mir zum Wohnen empfohlen, worüber ich im Endeffekt sehr dankbar bin, denn diesen Surferhotspot habe ich sehr schnell ins Herz geschlossen und fühlte mich schnell zuhause.

 

Huanchaco Schriftzug

Foto: Lena Ehnert

 

Zwischen Hostelleben und Arbeitsalltag

 

Zu Beginn bezog ich ein Vierbettzimmer im Hostel, wobei ich mir die Option auf ein Einzelzimmer offenhielt, je nachdem, wie gut sich Hostelleben und Arbeiten vereinbaren ließen. Das Hostel hat eine super schöne, angenehm ruhige Atmosphäre, mit einem Yogaraum, wo fast täglich Yogastunden angeboten werden. Zudem bietet es sehr viele Rückzugsmöglichkeiten auf der Dachterrasse, der Hängeschaukel mit Meerblick, den Hängematten oder auch im Innenhof bei Don Doco, der Schildkröte, sodass ich kein Einzelzimmer brauchte. 

 

Arbeitsalltag Hostel

Foto: Lena Ehnert

 

Ebenfalls gefiel mir am Hostelleben sehr gut, dass ich immer Leute um mich herum haben konnte, wenn ich wollte, und somit nach der Schule und am Wochenende nicht allein sein musste. Da Huanchaco und vor allem das Atma Hostel sehr zum länger bleiben einladen, gab es viele Reisende, die ihren Aufenthalt hier immer wieder verlängerten, was für mich natürlich sehr schön war. Es fühlte sich schnell so an, als wohnte ich in einer WG. Wir kochten regelmäßig zusammen und wenn ich aus der Schule kam, konnte ich meine Erfahrungen direkt mit meinen neu gewonnen Freunden teilen, was ich als sehr wertvoll empfunden habe. Vor allem, weil die Arbeit an einer weiterführenden Schule nur für Jungs eine komplett neue Erfahrung für mich darstellte und gerade zu Beginn die Sprachbarriere sowie die sehr unorganisiert wirkende Schulstruktur eine Herausforderung war. Aber mit der Zeit gewöhnte ich mich daran. Aber hier merkte ich auf jeden Fall deutlich den Unterschied der Kulturen.

 

Atma Hostel Community

Foto: Lena Ehnert

 

Surfen in Huanchaco

 

Da sich Huanchaco auch sehr gut zum Surfen eignet und zwar sowohl für Anfänger, wie mich, als auch für fortgeschrittene und erfahrene Surfer, entschied ich mich dazu, eine Surfstunde in der mir empfohlenen Surfschule Muchik zu machen. Eine Surfstunde beinhaltete eine halbe Stunde Theorie und Trockenübungen in der Surfschule, und weitere eineinhalb Stunden praktisches Üben mit Surflehrer und maximal einem weiteren Surfschüler. Inklusive Rabatt dafür, dass man im Atma Hostel wohnt, bekommt man dies für 70 Soles, was umgerechnet ca. 17 Euro sind. Ausleihen kann man ein Surfboard und einen Wetsuit mit dem Rabatt für 25 Soles pro Tag (ca. 6 Euro). Und wenn man beides über einen längeren Zeitraum als eine Woche ausleiht, zahlt man sogar nur 20 Soles pro Tag. Die Surfschule Onechaco ist ebenfalls zu empfehlen und auch dort gibt es einen Rabatt, wenn man im Atma Hostel wohnt. Im Sommer (Dezember bis Februar) kann man sogar relativ häufig einzelne Seelöwen neben sich im Wasser entdecken.

 

Surfergirl

Foto: Lena Ehnert

 

Dadurch, dass ich nun regelmäßig in die Surfschule ging, wurden die Mitarbeiter dort richtig schnell zu sehr guten Freunden, mit denen ich unter anderem auch die jeden Donnerstag stattfindende kostenlose Salsa-Night, den Partysamstag im Point Break Hostel oder ab und zu auch den Karaoke-Mittwoch in der Ola ola Bar besuchte. Bezüglich des Feierns merkte ich schon, dass ich, im Gegensatz zu den meisten anderen im Hostel, einen sehr geregelten Alltag hatte. Ich konnte unter der Woche nicht so lange weggehen, da ich morgens um kurz nach sechs den Bus nach Trujillo nehmen musste, da die Schule um sieben Uhr morgens beginnt. Und auch nach der Schule hatte ich oft noch Tests zu korrigieren oder Unterrichtsstunden vorzubereiten, aber selbst das fühlte sich im Hof des Hostels oder am Strand nicht nach Arbeit an. 

 

Essen in Huanchaco

 

Da die meisten Leute nach Huanchaco kommen, um zu surfen, wurde sich bis auf die Stunden, die im Meer verbracht wurden, generell viel im Hostel aufgehalten. Es wurde sehr viel in der großen, sehr gut ausgestatten Hostelküche gekocht, wo man immer neue Inspirationen oder landestypische Gerichte aus aller Welt kennenlernen konnte. Manchmal musste ich am Nachmittag erneut in die Schule fahren und kam dann erst gegen 19 Uhr zurück, da die Schule erst um 18:30 Uhr endet. Manchmal war dann bereits schon gekocht und wir konnten gemeinsam essen, bevor es für mich recht früh ins Bett ging. Da Obst und Gemüse im Vergleich zu Deutschland sehr günstig sind und teilweise deutlich besser schmecken, bietet es sich echt an, zu kochen und auf dem kleinen Markt in Huanchaco, der täglich zwischen 7 und 17 Uhr geöffnet hat, einzukaufen. Selbst Tofu kann man (meistens nur mittwochs) kaufen, wenn man danach fragt. Auch direkt vor dem Markt befinden sich ein paar kleine Stände. Dort ging ich immer zu dem sehr ordentlichen und sehr strukturierten Stand von Catalino, der unter anderem Haferflocken, Mehl, Hülsenfrüchte, aber auch Snacks wie die getrockneten und gesalzenen Bohnen namens Habas verkauft und sich immer sehr freute, wenn ich wiederkam, um bei ihm einzukaufen. Für einen Großeinkauf kann man sonst auch nach Trujillo auf den Mercado Hermelinda fahren. Dort bekommt man so gut wie alles sehr günstig und in großen Mengen, allerdings ist der Markt auch nichts für schwache Nerven, da direkt vor Ort beispielsweise auch die Hühner geschlachtet werden, bevor sie verkauft werden. Außerdem ist der Markt sehr, sehr groß, weshalb ich es angenehmer fand, nicht alleine hinzugehen.  

 

Marktstand

Foto: Lena Ehnert

 

Meine Restaurant-Empfehlungen in Huanchaco

 

Huanchaco bietet sich aber auch, ohne selbst kochen zu müssen, super an, um sich kulinarisch auszuleben und das sogar vegetarisch oder vegan. Am Straßenrand gibt es abends Papas Rellenas zu kaufen, welche an Kroketten erinnern, mit Hühnchen gefüllt sind und mit Krautsalat und Soßen serviert werden. Ich fragte einfach nach, ob sie das Hühnchen auch weglassen könnten, was oft möglich war und somit ein perfekter After-Surf-Snack für mich war. Mein größter Favorit sind allerdings Picarones. Diese werden aus einem Hefeteig aus Süßkartoffel, Kürbis und Mehl gemacht, welcher dann in Donutform frittiert und anschließend frisch und warm mit Sirup serviert wird. 

 

Neben dem Streetfood gibt es allerdings auch einige sehr empfehlenswerte Restaurants und Cafés. Zum einen gibt es das etwas versteckte Thai-Food Restaurant, dass nur abends geöffnet hat, nur Pad Thai oder Curry jeweils mit Hühnchen oder Tofu anbietet, super lecker und vor allem auch auf einer wunderschönen Dachterrasse lokalisiert ist. 

 

Zudem befindet sich direkt um die Ecke des Atma Hostels das vegetarische Restaurant Otra Cosa, das von einem sehr netten Holländer geführt wird. Täglich gibt es ein Mittagsmenü für ca. 4,50 Euro. Aber auch Burritos, Lasagne, Frühstücksmenüs und super leckere Nachspeisen wie Brownies und holländischer Apple Pie stehen auf der Karte. Was auch besonders ist, vor allem für die, die auf ihrer Reise das gute deutsche Brot vermissen: Der Inhaber verkauft selbstgebackenes Brot, was echt sehr lecker ist. Gute Baguettes und verschiedenste Brötchen gibt es ansonsten ab 17 Uhr in der Bäckerei Dulce Nelly. Nachmittags ging es für mich öfter mal zu Happy Days, die super leckeren Kuchen haben – sehr zu empfehlen! Ebenfalls für guten Kuchen aber auch zum Frühstücken empfiehlt sich auf jeden Fall noch das Chocolate Café

 

Weitere Empfehlungen sind zudem noch die folgenden Restaurants und Cafés:

  • Crêpes Sol
  • Sunrise Cafe
  • Sol Cafe
  • Restaurant My friends
  • El Caribe: Dieses wurde mir von Einheimischen für das peruanische Nationalgericht Ceviche empfohlen. Da ich keinen Fisch esse, kann ich selbst nicht beurteilen, ob es eins der besten Ceviche Restaurants ist, aber die Leute aus meinem Hostel fanden es sehr lecker.


Hier geht’s zu unserem Ceviche Rezept

 

Ausflugsempfehlungen und Arbeitsmöglichkeiten

 

Aber auch neben dem Essen kann man in Huanchaco und Umgebung noch einiges entdecken. An den Wochenenden besuchte ich beispielsweise die nur 15 Minuten mit dem Bus entfernte Ruinenstadt Chan Chan der Chimú, die mit mehr als 20 km2 als die größte Lehmziegelstadt der Welt gilt und auch seit 1986 UNESCO-Weltkulturerbe ist. 

 

Aber auch die ca. eine Stunde von Huanchaco entfernten Prä-Inka-Pyramiden Huacas del Sol y la Luna konnte ich für einen Tagesausflug sehr einfach mit dem Bus erreichen. Ansonsten trommelten wir auch für einen Tag ein paar Leute zusammen und fuhren mit einer Surfschule nach Chicama (einfach bei den Surfschulen nachfragen), wo man die längste linksbrechende Welle der Welt surfen kann.

 

Nachdem meine zwei Monate an der Schule beendet waren, besuchte ich in Huanchaco noch die Sprachschule Manuel School, wo man sehr günstig Spanischstunden nehmen kann. Nach ein paar Stunden fragte mich Manuel, der Besitzer, zudem, ob ich nicht Lust hätte, in seiner Sprachschule Englisch zu unterrichten, was ich dann auch für zwei Wochen tat. 

 

Generell gibt es viele verschiedene Möglichkeiten, in Huanchaco Arbeit mit dem Leben am Meer zu verknüpfen. In vielen Hostels kann man Volunteering machen, wobei man für etwas Hostelarbeit die Unterkunft gestellt bekommt. Solche Angebote findet man häufig über Portale wie Workaway oder Worldpackers oder man fragt einfach in den Hostels nach. 

 

 

Community

Foto: Lena Ehnert

 

 

 

Zudem gibt es zwei NGO’s, Otra Cosa und Surf Cerrito, bei denen man sich mit unterschiedlicher Arbeit engagieren kann. Und selbst wenn man kein Teil der Organisation ist, kann man am letzten Sonntag jeden Monats beim Beach-CleanUp von Otra Cosa teilnehmen. Auch bietet das Goethe Institut, unabhängig von einem Lehramtsstudium, wie in meinem Fall, solche Auslandsaufenthalte über Projekte wie Kulturweit an. Die Bewerbung dieser Projekte ist nicht an ein besonderes Studium gebunden.

 

Obwohl ich abends oft früher ins Bett gehen musste als die meisten anderen im Hostel, der wunderschöne Sonnenuntergang am Strand gehörte zu meinem abendlichen Ritual. Entweder direkt am Strand oder aber auch von der Kirche aus, die leicht erhöht über Huanchaco liegt, sieht man fast täglich wunderschöne Sonnenuntergänge. Da Huanchaco ein so entspannter Ort ist, ließ sich das Unterrichten und das Leben in einem Hostel mit anderen Reisenden sehr gut miteinander verknüpfen. 

 

 

Sonnenuntergang Huanchaco

Foto: Lena Ehnert

 

 

Zudem haben mich die Gespräche mit anderen Reisenden selbst sehr zum weiteren Reisen inspiriert, sodass ich meinen Flug verschoben habe und nun selbst immer noch am Reisen bin. Denn auch wenn Huanchaco irgendwie ein magischer Ort ist, gibt es in Peru und auch generell in Südamerika noch sehr viele weitere schöne Orte zu entdecken.

 

Sonnenuntergang Huanchaco

Foto: Lena Ehnert

 

Daher ging es für mich anschließend über Chachapoyas, Cajamarca, Tarapoto weiter nach Yurimaguas. Von dort aus fuhr ich drei Tage lang mit dem Boot nach Iquitos (Per Frachtschiff von Yurimaguas nach Iquitos), machte dort einen viertägigen Ausflug in den Dschungel, bevor es erneut drei Tage mit einem Boot weiter nach Ecuador ging. Dort bin ich gerade unterwegs, aber ich bin mir sicher, ich werde nochmal nach Peru zurückkommen!

 

Vielen Dank an Lena für den tollen Erfahrungsbericht!

 


 

Hola! Wir sind Hannah & Henrik – Autoren und Social Media Manager bei QUER DURCH PERU. Kennengelernt haben wir uns 2014. Und zwar in Peru während wir dort beide als Volunteers unterwegs waren. Diese Geschichte erzählt Hannah in ihrem Buch Pachamama – Reise ins Unbekannte. Bis heute sind wir mehrfach zurückgekehrt und haben in Peru eine zweite Heimat gefunden, für die unser Herz schlägt. Besonders gut kennen wir die Gegend rund um Cusco. Reiseberichte aus Peru und aller Welt findest du auch auf unserem Blog Generation World.

 

 

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