Reiseroute durch Zentralperu: Von Pucallpa bis nach Ayacucho (mit Karte und Reisetipps)
Kaum Touristen, dafür fantastische Landschaften und das echte, authentische Peru – klingt verlockend, oder? Auf dieser Reiseroute durch Zentralperu geht es mit dem Bus aus dem tiefen Dschungel in den frischeren Bergnebelwald und seine Kaffeeplantagen bis hoch in die majestätischen Anden. Dort erwartet Reisende das echte, andine Leben mit leckerem Essen aus dem Hochland, prächtigen Kolonialbauen und Handwerkskunst, wie man sie sonst woanders nicht findet. Weiterführende Tipps findest du in unserem Reiseführer QUER DURCH PERU.
Ein Erfahrungsbericht über die Reiseroute durch Zentralperu von Gastautorin Svenja.
Die Reiseroute durch Zentralperu von Pucallpa bis nach Ayacucho bin ich Ende 2015 auf einer 7-wöchigen Reise durch Peru, Bolivien undNordchile gemeinsam mit einer Freundin gereist. Wir haben etwas mehr als eine Woche für diese Strecke eingeplant, da wir unbedingt in den sieben Wochen so viel wie möglich sehen wollten. Ich würde allerdings empfehlen, etwas langsamer zu reisen und mehr als eine Woche einzuplanen, da wir zwar die Orte kennengelernt haben, aber keine Ausflüge in die Umgebung machen konnten. Eins vorweg: Auf dieser Route sind uns damals wenige bis keine Touristen begegnet, das zentrale Hochland Perus steht bei vielen erst einmal nicht weit oben auf ihrer Liste. Wer aber ein sehr ursprüngliches und authentisches Peru abseits der Touristenpfade kennenlernen möchte, ist hier genau richtig. Die Infrastruktur ist trotz der teils sehr ländlichen Gebiete gut ausgebaut und das Reisen von Ort zu Ort überhaupt kein Problem.
Überblick: Reiseroute durch Zentralperu: Von Pucallpa aus durch das zentrale Hochland Perus
Start der Reiseroute durch Zentralperu: Pucallpa – eine Großstadtmetropole im Dschungel
Meine Reiseroute durch Zentralperu begann ab Pucallpa, da Pucallpa einen eigenen Flughafen hat, lässt sich diese Reiseroute jedoch auch mit anderen Reiserouten gut kombinieren. Wer von Lima aus nach Pucallpa reisen möchte, kann entweder direkt mit dem Flugzeug anreisen (ca. 1:15 Std. Flugzeit) oder den Bus nehmen. Die Busfahrt dauert zwischen 18-20 Stunden, hier lässt sich allerdings bereits ein Zwischenstopp in Tingo Maria oder Huánuco einlegen. Eine andere Möglichkeit ist die Anreise nach Pucallpa von Iquitos aus: Entweder mit dem Flugzeug (circa 1 Stunde) oder wer es abenteuerlich mag über den Río Ucayali per Frachtschiff (circa 3-6 Tage).
Wir waren damals durch Nordperu gereist und wollten an diese Reiseroute anknüpfen. Also entschieden wir uns für eine Anreise mit dem Flugzeug ab Iquitos nach Pucallpa. Pucallpa diente dabei als Zwischenstopp auf der Reise durch Zentralperu, dennoch war die Hafenstadt am Río Ucayali einen Besuch wert. Die Stadt selbst ist eine typische chaotische Dschungelstadt. Überall knattern die Mototaxis, die Straßen sind oft nicht asphaltiert und es ist vor allem eins: glühend heiß. Die Stadt bietet zwar keine große Auswahl an Sehenswürdigkeiten, es lassen sich aber gut Ausflüge in die Umgebung machen (z.B. zur Laguna Yarinacocha oder zum kochenden Fluss Mayantuyacu). Wie in den meisten peruanischen Städten gibt es an der Plaza das Rathaus, verschiedene Denkmäler und eine Kirche zu sehen. Von der Plaza aus führt eine Fußgängerzone bis zum Fluss hinunter.
Mir persönlich hat die Uferpromenade sehr gut gefallen, dort kann man sich den Sonnenuntergang ansehen und das wuselige Treiben beobachten. Außerdem weht hier abends eine frische Brise, was eine willkommene Abkühlung in der tropischen Hitze ist. Hier legen die verschiedenste Boote an, es werden Güter über Holzplanken auf die Boote balanciert, Bananenkisten werden abgeladen und Passagiere kaufen ihre Tickets für eine Reise in andere Gemeinden und Dörfer entlang des Flusses Ucayali. Dazwischen tummeln sich Eisverkäufer und jeder Menge anderer fliegender Händler.
Der größere Busbahnhof mit Verbindung u.a. nach Tarapoto und Lima liegt etwas außerhalb der Stadt und ist mit einem Mototaxi schnell zu erreichen.
Für uns ging es von Pucallpa aus mit dem Bus über Tingo María nach Huánuco. Die Strecke dauert ungefähr 8 Stunden und lässt sich auch tagsüber gut zurücklegen. An einigen Stellen wird darauf hingewiesen, die Strecke Pucallpa – Tingo María nachts zu meiden, da es hier in der Vergangenheit vermehrt zu Überfällen kam. Ich persönlich rate auch dazu, die Strecke tagsüber zurückzulegen: Es wäre einfach zu schade, die spektakulären Landschaften nachts im Bus zu verschlafen. Zuerst ging es noch ein Stück durch tropisches Gebiet bis nach Tingo María. Wer noch mehr Zeit mitbringt, sollte hier einen Stopp einplanen. Im nahegelegenen Parque Nacional de Tingo María kann man tolle Wanderungen unternehmen und die “Cueva de las Lechuzas”, die “Höhle der Eulen” besuchen. Von Tingo María aus erreicht man den Eingang des Nationalparks im Mototaxi in wenigen Minuten. Leider hatten wir für diesen Stopp keine Zeit und sind direkt weitergefahren ins größere Huánuco. Der Weg dorthin war jedoch ebenfalls spektakulär und wir konnten beobachten, wie sich dass satte Grün der Bergnebelwälder mit den wachsenden Höhenmetern zu allen möglichen Brauntönen verwandelte.
Huánuco – Ein Paradies für Kaffeeliebhaber
Zugegeben, in Huánuco selbst gibt es nicht wahnsinnig viel zu sehen und den Ort planen eher wenige Reisende in ihre Route mit ein. Wir haben uns damals auch nur dafür entschieden, weil er günstig auf der Strecke nach Huancayo lag. Und doch habe ich mich in dieser Stadt sofort wohl gefühlt, was nicht zuletzt dem ausgesprochen guten und milden Klima zuzuschreiben war. Nach der Zeit im Regenwald tat es gut, wieder klare und frische Bergluft zu atmen. Mit der Lage auf knapp 1900 Höhenmetern war es also der ideale Ort, um ein wenig zu verweilen und sich nach der Zeit in Iquitos und Pucallpa zu entspannen.
In Huánuco wird Kaffeegenuss großgeschrieben. Es gibt eine hohe Dichte an guten Cafés, die zum großen Teil auch Bio-Kaffee direkt aus der Region anbieten. Wir verbrachten also viel Zeit in verschiedenen Cafés am Plaza de Armas, genossen z.B. einen leckeren Frozen Caramel Mokka in der Cafetería DQulto (absolute Empfehlung und besser als jeder Frappuccino bei Starbucks) und planten die Weiterreise. Generell erlebte ich Huánuco als eine sehr entspannte Stadt, Hektik schien hier für die Peruaner ein Fremdwort zu sein. Wer seinen Tag etwas aktiver gestalten möchte, kann die Iglesia San Francisco und den Mercado Modelo besuchen. Danach geht es dann zu Fuß an den Río Huallaga um den schönen Sonnenuntergang zu bestaunen. In unmittelbarer Umgebung von Huánuco befindet sich außerdem der Tempel von Kotosh, der einen Besuch lohnt.
Huancayo – Großstadtflair im zentralen Hochland
Mit dem Nachtbus ging es weiter nach Huancayo, dem nächsten Stopp auf unserer Reise. Huancayo ist die Hauptstadt des Departamento Junín und liegt auf 3271 Metern Höhe im Mantaro-Tal. Die Fahrt von Huánuco aus dauerte knapp sieben Stunden und so kamen wir in aller Frühe ziemlich verschlafen an. Den Weg zum gebuchten Hostel wollten wir zu Fuß zurücklegen, was im Nachhinein zwar eine blöde Idee war, aber so konnten wir die schlafende Stadt noch ganz ruhig und fast menschenleer kennenlernen. Allmählich wurde es immer hektischer und lauter, schließlich ist Huancayo auch die größte Stadt sowie das kommerzielle Zentrum im zentralen Hochland Perus und zählt in der gesamten Provinz fast eine halbe Million Einwohner.
Nach einem doch recht langen Fußmarsch die steilen Straßen hinauf, wurde mir die Höhe erst wieder richtig bewusst. Huancayo liegt mit seinen knapp 3260 Metern über dem Meeresspiegel fast so hoch wie Cusco und man sollte nicht unbedingt direkt nach der Ankunft mit dem gesamten Gepäck und ohne Stadtplan zu Fuß das Hostel suchen. Dafür entschädigte die Unterkunft (La Casa de la Abuela) aber für alles: wir wurden direkt mit einem Coca-Tee in Empfang genommen und konnten sogar noch frühstücken. Nach einer kurzen Verschnaufpause startete die Entdeckungstour.
Das Gebiet rund um Huancayo wurde einst vom kriegerischen Volk der Huanca bewohnt, welche jedoch von den Inka besiegt und fortan regiert wurden. Der damalige Herrscher der Inka, der Inca Pachacútec Yupanqui baute Huancayo damals zu einem befestigten Stützpunkt seines Reiches aus, doch reichte seine Macht nicht aus, sich gegen den Angriff der Spanier zu wehren. Noch heute gibt es viele interessante Orte, die von dieser Geschichte erzählen. Stilelemente der Huanca-Kultur findet man auch im Parque de la Identidad Wanka.
Im Zentrum gab es einiges zu sehen: die Iglesia de la Merced, in der 1839 die Verfassung Perus unterzeichnet wurde, mehrere schöne Plätze und Denkmäler, interessante Museen und vor allem viele grüne Parkanlagen. Langweilig muss es in der Universitätsstadt definitiv nicht werden. Am Abend gingen wir zum Aussichtspunkt Cerrito de la Libertad. Der kleine Platz mit einer Kapelle bot eine perfekte Aussicht auf die Stadt.
Was man in Huancayo außerdem gut machen kann (wobei das meiner Meinung nach überall in Peru zutrifft): Richtig lecker essen! Nicht nur in den vielen Restaurants, sondern auch an den Markständen lässt sich gut und günstig schlemmen. Der Mercado Mayorista, direkt hinter der Real Plaza Mall gelegen, bietet eine riesige Auswahl von frischem Obst und Gemüse bis zu regionalen Spezialitäten der Andenregion. Im Gegensatz zu diesem typischen peruanischen Markt wirkt die Real Plaza Mall fast schon ein wenig fehl am Platz. Dieses moderne Einkaufszentrum lädt zu einer Shoppingtour ein und ist vor allem bei der jüngeren Bevölkerung sehr beliebt.
Mit dem Bus ging unsere Reise weiter nach Huancavelica. Die Fahrt dauerte circa 3 Stunden und lohnte sich allein schon wegen der Aussicht auf die Bergtäler. Es gibt jedoch auch zwei verschiedene Züge, die eine Weiterfahrt ermöglichen: Der Ferrocaril Central Andino bietet eine Verbindung zwischen Lima und Huancayo (10 Stunden Fahrtzeit, einmal monatlich zwischen April und November). Wer jedoch genau wie wir nicht direkt zurück nach Lima möchte, sondern weiterreisen will, für den ist eine Zugfahrt im „El Macho“ interessant. Hier hat man die Möglichkeit mit der einheimischen Bevölkerung für wenig Geld mit dem Zug nach Huancavelica zu reisen. Ein echtes Abenteuer! Mehr dazu kannst du auch im QUER DURCH PERU-Reiseführer lesen.
Huancavelica – Jetzt wird’s kalt!
Huancavelica kann ich als ein bezauberndes kleines Städtchen beschreiben, andere Reisende sucht man jedoch in den meisten Fällen vergebens. Als einzige Touristen im Ort sind natürlich auch wir aufgefallen. Huancavelica ist nicht besonders groß und wirkt, umgeben von den hohen Bergen der Anden, sehr idyllisch und ruhig.
Es gibt mehrere kleine Plätze mit hübschen Cafés, in denen man gut einen Kaffee oder Coca-Tee trinken und dem Treiben der Menschen zusehen kann. Die Umgebung lädt außerdem zu kleinen Wanderausflügen in die Berge ein.
Aber aufgepasst: Es wird kalt in Huancavelica! Auch wenn es tagsüber angenehm warm sein kann, packt euch auf jeden Fall gut ein. Denn sobald es dunkel wird, gehen die Temperaturen Richtung Gefrierpunkt. In den Straßen und kleinen Gassen war nachmittags und abends eine Menge los, das Leben findet draußen statt. Die Menschen trotzten der Kälte und schienen sich pudelwohl zu fühlen. Kinder lachten und tanzten zu Musik auf dem Platz, es wurden an vielen Ecken heißer Tee und warme Süßspeisen verkauft. Uns wurde es mit der Zeit doch etwas zu kalt und so landeten wir durch Zufall in einer richtig guten Bar. Im „Oasis“ wurden wir freundlich empfangen und bestellten ein warmes Getränk mit Pisco. Es gab sogar eine Art „Glühwein“ auf der Karte. Der Kellner legte Zettel und Stift auf den Tisch, erklärte uns, dass die Gäste sich hier die Musik wünschen und sammelte die Zettel auf den Nachbartischen ein. Da machten wir natürlich mit, schrieben unsere Songwünsche auf und kurze Zeit später ertönten unsere Lieblingslieder in der Bar. Das war auf jeden Fall ein schöner Abschluss in Huancavelica, denn die Weiterfahrt nach Ayacucho stand an.
Ende der Reiseroute durch Zentralperu: Atemlos durch Ayacucho
Die Kolonialstadt Ayacucho liegt auf ca. 2750 Metern Höhe und hat eine bewegende Geschichte. Unsere Nachtfahrt mit dem Bus dauerte von Huancavelica aus circa 8 Stunden. Wir kamen am Terrapuerto, dem großen Busbahnhof etwas abseits des Stadtzentrums von Ayacucho an und mit dem Taxi ging es zunächst ins Hostel, wo wir unser Gepäck abstellen konnten und unsere Erkundungstour starteten. Im Gegensatz zu Huancavelica ist die Stadt bei Reisenden um einiges bekannter, viele Touristen sind uns aber auch hier nicht begegnet. Wer Cusco mag, aber eine Stadt sucht, die weit weniger touristisch ist, sollte Ayacucho auf jeden Fall für einige Tage besuchen. Zu Kolonialzeiten soll Ayacucho eine reiche Stadt gewesen sein, man erkennt dies noch an den Bauten und hübschen Hinterhöfen. Die Stadt bietet kleine versteckte Lädchen mit filigranem Kunsthandwerk. Auch in anderen Teilen Perus findest du die sogenannten “Retablos” die kleinen Altare, bunt bemalte Keramiktiere und aufwendig bestickte Kissen, doch original kommen sie nur aus Ayacucho und darum ist dies auch der perfekte Ort um ein wenig Reise-Mitbringsel zu shoppen.
Um die Plaza de Armas befinden sich viele Kolonialbauten, die Kathedrale und mehrere Museen. Ähnlich wie in Cusco gibt es wunderschöne Hinterhöfe, in denen sich Restaurants, Cafés und kleine Geschäfte befinden. Auch wir hatten mit der Zeit Hunger und steuerten eine Pizzeria in einem mit vielen Blumen geschmückten Hinterhof an. Beim Essen tönten plötzlich vertraute Klänge aus den Musikboxen zu uns durch: „Atemlos durch die Nacht, bis ein neuer Tag erwacht…“. Interessant, in Peru gab es also tatsächlich Radiosender, die Helene Fischer spielten…
Ayacucho ist vielen vielleicht durch seine dunkle Vergangenheit bekannt, die Terrororganisation Sendero Luminoso (Leuchtender Pfad) wurde hier an der Universität San Cristóbal de Huamanga gegründet. Die Guerillaorganisation verursachte zwischen 1980 und 2000 einen blutigen Bürgerkrieg der bis zu 70.000 unschuldige Menschen das Leben kostete. Daran erinnert das Museo de la Memoria, das etwas außerhalb des Stadtzentrums liegt, aber auf jeden Fall einen Besuch wert ist.
Außerdem gibt es einen hübschen Aussichtspunkt, den Mirador de Carmen Alto, der gut zu Fuß zu erreichen ist und einen schönen Blick über die Stadt bietet. Es gibt sogar ein eigenes kulinarisches Viertel, das „Barrio Gastronómico“.
Weitere Ausflugstipps sind der Complejo Arquelógico de Wari, sowie der Obelisco de la Pampa de la Quinua mit tollem Ausblick.
In Ayacucho lassen sich definitiv einige Tage verbringen und auch mehrere interessante Ausflugsziele in der Umgebung besuchen. Für uns ging es leider nach zwei Tagen direkt nach Cusco weiter, aber ich bin sehr dankbar und froh, dass ich diesen Teil des Landes kennenlernen konnte. Beim nächsten Mal würde ich unheimlich gerne die türkisen, natürlichen Pools von Millpu besuchen. Die Reise durch das zentrale Hochland Perus bot einen spannenden Einblick in das Leben der peruanischen Bevölkerung abseits der Touristenströme und hat einmal mehr gezeigt, wie vielseitig dieses Land ist.
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