Inti Raymi – Das Sonnenfest der Inka früher und heute
Der Moment, wenn die Sonne der Erde am nächsten steht. Der Moment, wenn in Cusco die alte Welt der Inka wieder zum Leben erwacht, traditionelle Gewänder und Schmuckstücke durch die Straßen getragen werden und Sacsayhuaman zum pulsierenden Festplatz mutiert. Das ist der Moment, wenn Inti Raymi stattfindet, das prominenteste Fest Perus. Das Sonnenfest der Inka findet jedes Jahr am 24. Juni in Cusco statt und hat sich mittlerweile zu einem echten Touristen-Magneten entwickelt.
Doch was genau steckt eigentlich hinter dem Fest Inti Raymi, dem Sonnenfest? Was genau feiern die Peruaner und welche Bedeutung trägt dieser Tag für die reiche Kultur des Landes inne? Antworten auf all diese Fragen und viele weitere spannende Informationen findest du in diesem Artikel. Kommst du mit auf eine gedankliche Reise zum Inti Raymi?
Inti Raymi – Was ist das eigentlich?
Wie du dir bestimmt denken kannst, sind die Peruaner mächtig stolz auf ihre Traditionen und Bräuche, welche in der heutigen Zeit ein Konglomerat aus andiner, spiritueller Kultur und christlichem Glauben darstellen.
Das Inti Raymi ist gerade in den Andenregionen Perus von enormer Bedeutung. „Inti“ heißt übersetzt aus dem Quechua „Sonne“, „Raymi“ bedeutet „Fest“. Demnach wird beim Inti Raymi die Sonne in Person des Sonnengotts Inti verehrt. Der initiale Schauplatz könnte passender kaum sein: Der Sonnentempel Coricancha in Cusco. Zwar wurde von den Spaniern ein Großteil des Tempels zerstört, doch die Grundmauern haben sich glücklicherweise erhalten.
Ebenso der Zeitpunkt des Festes besitzt eine symbolische Strahlkraft: Wenn rund um den 24. Juni die Wintersonnenwende stattfindet, beginnt zugleich die Erntezeit. Die Inka dankten in Form von Zeremonien, Tänzen und Opfergaben für die Ernten des vergangenen Jahres und baten die Sonne um Schutz sowie weitere gute Ernten.
Die ursprüngliche Bedeutung des Inti Raymi
Das Sonnenfest Inti Raymi wurde im 15. Jahrhundert vom wohl bekanntesten Inka ins Leben gerufen: Pachacutec. Für die Inka stellt der Zeitpunkt des Inti Raymi ein Symbol für die Verbindung zwischen dem Menschen und dem Sonnengott Inti, einer der essentiellsten Gottheiten, dar. Die Herrscher bezeichneten sich selbst als Kinder der Sonne, womit sie ihren Status als Inka rechtfertigten. Die Inka waren nämlich tatsächlich nur die Herrscher, nicht das ganze Volk.
Ursprünglich dauerten die Feierlichkeiten rund um das Inti Raymi neun Tage an, wovon an drei Tagen streng gefastet wurde. Der Großteil der Zeremonien und Ehrungen fand im religiösen Zentrum der Inka statt, dem Tempel Coricancha in Cusco, der einstigen Hauptstadt der Inka, welcher damals prunkvoll in Silber und Gold verkleidet war. Zum Inti Raymi wurde darüber hinaus als Symbol der Verehrung eine riesige vergoldete Scheibe in Form einer Sonne platziert. Repräsentanten des gesamten Inka-Reiches, das sich einst von Ecuador über das Zentrum Peru über Bolivien bis nach Chile und Argentinien erstreckte, dankten Inti in Form von Opfergaben. Damals durften nur die Männer an dieser bedeutsamen und rituellen Feierlichkeit teilnehmen.
Der überlieferten Tradition nach, blickten alle Teilnehmer des Inti Raymi in Cusco zum Auftakt ohne Schuhe an den Füßen der Sonne entgegen und brachten zwei mit Opfergaben gefüllte Tassen – eine für die Sonne, die andere für den Sapa Inka, den realen Herrscher und Sohn der Sonne. Zum Ende des Inti Raymi wurden nicht nur Lamas, sondern sogar gelegentlich Menschen geopfert.
Mit der Eroberung der Spanier fand mit dem Inka-Reich auch die heilige Zeremonie des Inti Raymi ein plötzliches und tragisches Ende. Das letzte originale, antike Inti Raymi fand im Jahre 1535 unter dem Inka-Herrscher Manco Cápac II. statt, bevor die spanischen Konquistadoren andine Bräuche und Feierlichkeiten untersagten.
Die heutige Bedeutung des Inti Raymi
Durch die jahrhundertelange Abwesenheit alter Traditionen des Inka-Reiches basieren die meisten Bräuche auf mündlicher Überlieferung. In den 1940er Jahren wurden diese wiederbelebt. Wenn auch im Brauchtum abgewandelt, ist das heutige Inti Raymi, insbesondere für die indigene Bevölkerung Perus, ein Symbol für kulturelle und religiöse Identität, und lässt auch Besucher aus aller Welt auf besondere Art und Weise in die Geschichte sowie in die Kultur der Inka eintauchen.
Das erste Inti Raymi der Moderne wurde 1944 veranstaltet und ist damit bis heute das bekannteste und bunteste Fest der gesamten Inkakultur. Bereits vor der eigentlichen Zeremonie am 24. Juni erstrahlen Cuscos Straßen lebendig und farbenfroh. Mit Musikparaden wird auf den großen Tag der Inka eingestimmt. Noch mehr als sonst, dominieren die Töne der Panflöte, dem typischen Klang der Anden, gepaart mit rituellen Tänzen die Atmosphäre der Stadt. Da die Inka und deren Volk bekanntlich untergegangen sind, werden sämtliche Zeremonien und Darstellungen beim modernen Inti Raymi von Schauspielern inszeniert. Wie bereits vor 500 Jahren nimmt der Sapa Inka hierbei die Hauptrolle ein.
Alles beginnt nach altherkömmlicher Tradition im sagenumwobenen Coricancha-Tempel. Spätestens in dem Moment, wenn der in rot und gold gekleidete Sapa Inka zum ersten Mal hervortritt, wird aus der modernen Stadt Cusco die Inka-Hauptstadt vergangener Tage. Auf Quechua spricht er Gebete, bevor er anschließend zur Plaza de Armas, dem Hauptplatz Cuscos, getragen wird, wo die heutige Prozession höchstoffiziell von hunderten Musikern eingeleitet wird. Mit Cedroncillo-Zweigen fegt das weibliche Publikum böse Geister weg; gelbe Blüten sowie Körbe voller Obst und Gemüse werden zu Ehren des Sapa Inka verstreut.
Auf Sänften werden der Sapa Inka und seine Frau hinauf zur Ruinenanlage von Sacsayhuaman gebracht, wo zahlreiche beeindruckende Aufführungen dargeboten werden. Bei reichlich Chicha wird bei den Ruinen von Sacsayhuaman auf den Hügeln Cuscos ausgelassen gefeiert. Wohl dem, der vorab eine Eintrittskarte für dieses Spektakel erstanden konnte. Das Finale der Feierlichkeit zum Inti Raymi ist gekommen, wenn nach altem Brauchtum ein schwarzes Lama geopfert wird. Keine Sorge, auch dies wird inszeniert. Das arme Lama muss nicht wirklich dran glauben. Mit dem mystischen Untergehen der Sonne hinter dem Horizont endet mit voller symbolischer Kraft nicht nur der Tag, sondern auch das Inti Raymi. Es ist Zeit, aufzubrechen.
Inti Raymi in Cusco feiern
Das Inti Raymi ist eine unvergleichliche Reise in die Vergangenheit, eine Reise mitten ins kulturelle Erbe Perus. Es ist demnach kein Wunder, dass dieses Event tausende Besucher aus Peru und der Welt anzieht. Es empfiehlt sich also in jedem Fall, die Eintrittstickets sowie die Unterkunft in Cusco mehrere Wochen oder Monate im Voraus zu buchen. Ganz günstig ist dieses Spektakel allerdings nicht, schon gar nicht für peruanische Verhältnisse.
Die Ticketpreise beginnen für Ausländer bei etwa USD 180, für peruanische Staatsbürger bei USD 90. Kinder bis 2 Jahre zahlen nichts und Kinder von 3 bis 11 Jahren etwa USD 100. Diese Preise beziehen sich auf den günstigsten Economy Sitzbereich in Sacsayhuaman, gelten für 2022 und beruhen auf dieser Quelle: https://intiraymiperu.com/
Warst du schon einmal beim Inti Raymi? Schreibe uns hier gerne in die Kommentare, welche Erfahrungen du gemacht hast.
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