Ökologischer Kaffee aus Peru – Zu Besuch auf einer Demeter-Kaffeeplantage in Villa Rica
Du liebst Kaffee auch so sehr wie wir? Dann könnte dieser Abstecher auf einer Peru-Reise zum Highlight für dich werden. Im heutigen Artikel berichten wir dir von unserer Erfahrung beim Demeter-Kaffeebauern Dago in Villa Rica und wie du so einen Besuch in deine Reiseroute integrieren kannst.
Hinweis: Dieser Artikel enthält unbezahlte Werbung. Wir müssen das so kennzeichnen, da wir darauf aufmerksam machen, wo du den Kaffee des peruanischen Kaffeebauern Dago in Deutschland beziehen kannst. Bezahlt wurden wir dafür natürlich nicht.
Wir sitzen beim Frühstück in Dagos Küche, die sich im ersten Stock seines Hauses befindet. Von hier oben hat man einen tollen Blick auf sein Grundstück. Viele kleine Seen befinden sich auf dem Gelände, wilde Wiesen, Bäume, überhaupt wirkt alles sehr ursprünglich dschungelig hier. Und vielleicht auch ein bisschen schmuddelig mit den grünen Tümpeln, den heruntergekommenen Holzschuppen und verdreckten Motorrädern, die im Schatten stehen. Hähne krähen, Hunde bellen, der Duft von Kaffee liegt in der Luft. Dagoberto, oder auch Dago, wie ihn alle nennen, begrüßt uns herzlichen “Buen día, chicos! Habt ihr gut geschlafen?” Seine Schwiegertochter bereitet das das Frühstück vor, wir alle packen mit an. Verteilen Teller, schneiden Brot. Dago hackt undefinierbare Kräuter- und Gemüsereste, die er in ein Omelette schnibbelt. Hier wird alles verwertet. Dago öffnet den Kühlschrank, der im Gesamtkontext der Szene irgendwie Fehl am Platz wirkt. Es ist so ein riesiger, hochmoderner Doppeltür-Kühlschrank mit Eiswürfelfunktion, voll gestopft mit frischem Obst und Gemüse. “Der kühlt schon wieder nicht richtig, die Geräte gehen hier alle nach ein paar Jahren kaputt, das liegt an der unkonstanten Stromstärke” erklärt er uns.
Wir setzen uns alle an den Tisch, seine ganze Familie ist derweil eingetrudelt, auch sein erwachsener Sohn César, der mit ihm gemeinsam den Betrieb leitet. Alle versammeln sich gemeinsam, Kinder und Erwachsene, und fassen sich an den Händen, wie zum Tischgebet – und wir mitten drin. Doch statt eines Gebets wird nun ein Kinderlied angestimmt: “Buen día, buen día, comienza con alegría, comienza con amor….” (“Guten Morgen, Guten Morgen, beginne diesen Tag mit Freunde, beginne diesen Tag mit Liebe…”). Die Szene ist einfach süß, wir sind etwas unbeholfen aber gleichzeitig fasziniert wie hier offenbar in den Tag gestartet wird. “Servido, chicos. Bedient euch.” fordert Dago uns auf und greift selbst zu. Sein Sohn César serviert uns selbstgeernteten Kaffee von der Chacra, seinen Feldern. Noch nie haben wir so nachhaltigen, frischen Kaffee getrunken. Gesät, geerntet, gemalen, aufgebrüht und getrunken – alles am selben Ort. Und alles ökologisch und nachhaltig angebaut.
Die Chacra d’Dago, der Hof von Dago ist nämlich der einzige Demeter-zerifizierte Kaffeebetrieb Perus, so berichtet uns Dago stolz. Den Begriff Demeter kennst du sicherlich bereits, dabei handelt es sich um eine Öko-Zertifizierung nach sehr strengen Vorgaben. Das anspruchsvolle Demeter-Siegel zertifiziert nach biologisch-dynamischen Richtlinien erzeugte Bio-Produkte und berücksichtigt dabei auch Nachhaltigkeitsaspekte, klingt ziemlich gut, oder? Demeter-Produkte findest du vor allem in Biomärkten, doch auch einzelne Produkte landen mittlerweile immer mehr im Sortiment herkömmlicher Supermarktketten.
Kaffe aus Peru nach Demeter-Zertifizierung: Von magischen Kuhhörnern und Nachhaltigkeit
Der Demeter e.V. existiert schon seit 1924 und ist somit der älteste Bio-Anbauverband Deutschlands. Hierzulande sind es rund 1.600 Landwirte, die nach den Demeter-Prinzipien Landwirtschaft betreiben, weltweit sind es rund 5.300 Erzeuger in 63 Ländern, die bio-dynamischen Landbau betreiben. Bio-dynamisch?
Die so genannte biologisch-dynamische Weise gilt als eine der nachhaltigsten Formen der Landwirtschaft. Demeter erklärt das Prinzip auf seiner Website so:
“Das Ideal der Biodynamischen Wirtschaftsweise ist die Kreislaufwirtschaft: Der Landwirt hält so viele Tiere, wie er mit seinem Land ernähren kann und deren Mist sorgt für eine hohe Bodenfruchtbarkeit, die beste Lebensmittel für den Menschen hervorbringt. Der Hof wird zu einem einzigartigen Organismus, in dem jedes Organ das andere braucht: Mensch, Pflanze, Tier und Boden wirken zusammen. Die Naturprozesse auf seinem Land ordnet und harmonisiert der Erzeuger mit Hilfe Biodynamischer Präparate.”
Im Grunde ist bio-dynamischer Anbau also der wohl nachhaltigste und ökologischste Anbau, den man sich vorstellen kann. Bio hoch 2, sozusagen.
Doch es gibt auch einiges an Kritik, denn diese Form des Anbaus geht zurück auf die Lehren Rudolf Steiners. Kritisiert und gespottet wird vor allem häufig über die esoterisch-anthroposophische Ausrichtung des Prinzips und die Vorschriften zur Verwendung von „biodynamischen Präparaten“ („Heilmittel für die Erde“) wie beispielsweise mit Kuhfladen gefüllte Hörner. Diese sollen nämlich halbes Jahr in der Erde vergraben werden, mit Energie des Mondes aufgeladen werden und diese Kraft an die Pflanzen weitergeben. Klingt doch ziemlich abgehoben, oder? Andererseits tut dies ja auch keinem weh. Wieder andererseits sollte dabei der Hintergrund Rudolf Steiners und seiner Anschauungen nicht außer Acht gelassen werden, weil es durchaus Aspekte gibt, die hart zu verurteilen sind: Denn Rudolf Steiners Aussagen waren teilweise höchst rassistisch. (Wir verzichten darauf diese hier wiederzugeben, nachzulesen jedoch in diesem Interview vom Deutschlandfunk). Besonders in diesem Jahr 2020 wird deutlich, wie nah sich Esoterik und rechtes Gedankengut stehen können. Es ist also nicht alles gold, was glänzt und wir finden es wichtig, diesen Aspekt am bio-dynamischen Anbau zu erwähnen. Klammert man diesen dunklen Teil allerdings aus, finden wir den Ansatz dieses ganzheitlichen, ökologischen Anbaus durchaus interessant, denn die Richtlinien gewährleisten einen ganzheitlichen Ansatz und einen schonenden Umgang mit Natur und Tieren.
Kaffee aus Peru: Vom konventionellen Kaffeebauern zum Demeter-Produzenten
Während des Frühstücks mit Dago und seiner Familie erzählt er uns, wie er dazu kam, bio-dynamisch zu produzieren: Als er die Chacra seines Vater übernahm, wirtschaftete er zunächst konventionell und in Monokultur, so, wie es die meisten Kaffeebauern machen. Dabei wirtschaftete er die Chacra fast zugrunde, bis er schließlich auf das Konzept des bio-dynamischen Anbaus stieß und fasziniert war. Innerhalb weniger Jahre strukturierte er seinen Anbau um. Der Ertrag wurde zwar kleiner, die Qualität des Kaffees jedoch außergewöhnlich. Seitdem sind viele Jahre vergangen und aus dem Kaffeebauern Dago und seinem Sohn Cesár sind zwei erfolgreiche Geschäftsmänner geworden, die ihre Philosophie des Kaffeeanbaus nicht nur in Peru, sondern weltweit auf Messen und Events, zum Beispiel Slow Food erklären. Dennoch fällt es einem etwas schwer, sich Dago, fleckiges Hemd, lockere Jeanshose, 3-Tage-Bart, auf einer internationalen Messe vorzustellen.
Dago philosophiert gerne, das Frühstück ähnelt er einer Quizshow, er fragt uns aus über unsere Meinung zur Welt, zur Politik, unsere Ansichten zu gesellschaftlichen Prozessen und woher das alles kommt. Eine ganz schöne Portion für so einen Morgen, und das auch noch alles auf Spanisch. Dago ist sehr meinungsstark, gestikuliert wild. So witzig es auch ist, wir sind auch ein wenig erleichtert, als sein Sohn César uns anbietet, uns die Kaffeeplantage genauer zu zeigen.
Nachdem Frühstück führt er uns über die Kaffeeplantage. Er zeigt uns, wo die kleinen Setzlinge gezogen werden und erklärt den Prozess des Kaffeeanbaus, vom Samen bis zum gerösteten und gemalenen Kaffee. Auf den Feldern, die eigentlich eher Wäldern ähneln, wächst alles durcheinander: Bananen, Schatten spendende Bäume, undefinierbare Pflanzen (manch einer würde Unkraut sagen, doch in Dagos Welt gibt es das nicht, jedes Kraut erfüllt hier einen Zweck), Kaffeepflanzen unterschiedlichen Alters, Mango- und Avocadobäume.
Am Mittag fährt uns Dago mit seinem Pickup zum Busterminal von Villa Rica. Von hier werden wir unsere Reise fortsetzen. Wir nehmen Abschied von der wilden Plantage, die einen großen Kontrast bildet zu den restlichen Kaffeehügeln an denen wir über die staubigen Serpentinen vorbeibrettern. Denn hier wächst ausschließlich Kaffee – in Monokultur. “Dauerhaft ist das sehr schlecht für den Boden, er trocknet aus, ist nicht mehr fruchtbar. Seht ihr das da vorne? Da vertrocknen die Kaffeepflanzen, weil sie zu viel Sonne abkriegen, einfach kein Schatten.”
Am Terminal verabschieden wir uns von Dago, im Gepäck mehrere Pakete duftender, frisch gemahlener Kaffee. Dieser Geruch wird uns auf unseren kommenden fünf Wochen immer wieder begegnen, wenn wir unseren Rucksack aufmachen.
Kaffee aus Peru von der Chacra d’ Dago: Wo finde ich den in Deutschland?
Dagos Kaffee kann man auch in Deutschland kaufen. Vertrieben wird dieser von der Marke “Mount Hagen”. Wir kaufen ihn immer in unserem Denns Biomarkt. Jedes Mal, wenn wir die Bohnen in unserer Kaffeemühle mahlen, kommen die Erinnerungen an diese verrückte Erfahrung mitten in Peru auf, den leicht exzentrischen Dago, seine Ideen und die wilde Natur, die er durch seinen nachhaltigen Kaffeeanbau erhält. Wie cool ist es, genau zu wissen, wo der Kaffee herkommt, den man morgens trinkt?
So integrierst du einen Besuch einer Kaffeeplantage in deine Reiseroute durch Peru
Du suchst für deine Peru-Reise eine außergewöhnliche Route, abseits der typischen Touristenpfade? Dann ist eine Route quer durch Zentralperu genau das richtige für dich. Von Lima aus geht es einmal über die Anden und wieder runter in die Bergnebelwälder von Zentralperu. Mit dem Nachtbus von MovilBus reisten wir von Lima nach Villa Rica. Hier verirren sich nur äußerst selten internationale Touristen hin.
Villa Rica, auch bekannt als tierra del café más fino del mundo – als Erde, mit dem feinsten Kaffee der Welt. Von Oxapampa sind es nur zwei Stunden im Combi bis nach Villa Rica, daher lohnt sich bereits ein Tagesausflug. Wir würden dementsprechend empfehlen direkt nach Oxapampa weiterzufahren und Villa Rica (bzw. eine Kaffeeplantage) in einem Tagesausflug zu erkunden. Wer möchte, kann sich in einer einfachen Unterkunft oder direkt bei einem Kaffeebauern einquartieren, um die malerische Umgebung in Ruhe auf sich wirken zu lassen.
Wer sich für Permakultur und den Anbau von Kaffee interessiert, dem empfehlen wir einen Besuch der Kaffeeplantage von Dagoberto und seinem Sohn César. Kontakt und mehr Infos: www.ddago.com
1925 wurde Villa Rica von deutsch-österreichischen Einwanderern gegründet und entwickelte sich fortan zu einer der bekanntesten Kaffeeregionen Perus.
Höhepunkt ist das Festival del Café, welches jährlich Ende Juli stattfindet. Neben bunten Feierlichkeiten wird der Kaffee der umliegenden Produzenten verkostet und prämiert. Der Arabica-Kaffee aus Villa Rica wurde bereits mehrfach international ausgezeichnet. Auch landschaftlich ist die Umgebung von Villa Rica reizvoll. Man kann zur nahegelegenen Laguna El Oconal fahren, um vom Boot aus Vögel zu beobachten. Zudem lassen sich zwei Wasserfälle – Catarata El Encanto und Catarata El León – 30 Minuten außerhalb von Villa Rica besuchen.
Wer möchte, kann Villa Rica auch als ersten Ausgangspunkt seiner Reise durch den zentralen Regenwald einplanen. Es besteht die Möglichkeit, mit der Busgesellschaft MovilBus von Lima nach Villa Rica zu fahren. Danach kann man seine Reise über Oxapampa und Pozuzo fortsetzen.
Die ganze Route durch Zentralperu findest du in unserem Reiseführer QUER DURCH PERU. Dort liest du auch, wie du von A nach B kommst.
Weiterführende Links:
Mehr zur Demeter-Zertifizierung